18. Mai 2022

Aktionswoche Alkohol: Angehörige sind besonders belastet

Lengerich. In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) etwa zehn Millionen Angehörige suchtkranker Menschen. Wenn ein Familienmitglied alkoholabhängig ist, hat dies Auswirkungen auf die ganze Familie. Der Alkohol steht im Mittelpunkt des Geschehens und bringt normale Alltagsabläufe durcheinander. Da sich viele Angehörige um die Gesundheit des Betroffenen sorgen, versuchen sie Aufgaben und Verantwortung des Abhängigen abzunehmen und ihn vom Trinken abzuhalten. Diese Versuche sind meist von Misserfolg geprägt, da das Verhalten des Süchtigen nicht unmittelbar beeinflusst und kontrolliert werden kann. Es gibt immer Möglichkeiten, an Alkohol zu kommen.

Da der Kampf gegen den Alkohol alle Energien beansprucht, entwickeln sich oft Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Überforderung, Schuld und Scham. Durch die enormen Belastungen werden eigene Bedürfnisse und Sorgen oftmals vernachlässigt. Nervosität, Schlaflosigkeit und andere Erkrankungen können die Folge sein. „Um diesen Konsequenzen vorzubeugen, ist es wichtig, dass die Alkoholerkrankung des Familienmitgliedes akzeptiert und die Helferrolle aufgegeben wird“, erklärt Leona Kersting von der Beratungsstelle Sucht in Lengerich. Laut der Expertin wird der suchterkrankten Person seine Situation erst deutlich, wenn ihm Aufgaben und Verantwortung nicht länger abgenommen werden. „Sich (dabei) Unterstützung zu suchen, stellt ein Zeichen der eigenen Stärke und des Aktivwerdens dar“, stellt Kersting heraus. In der Beratungsstelle Sucht in Lengerich werden kostenlose und vertrauliche Beratungsgespräche angeboten. Dort können nähere Informationen über die Alkoholerkrankung des Familienmitgliedes eingeholt werden. Desweiteren wird den Angehörigen die Möglichkeit eröffnet, eigene Sorgen und Nöte zu besprechen und sie werden dabei unterstützt, eine konsequente Haltung dem Abhängigen gegenüber zu entwickeln.

Im letzten Jahr wurden 32 Angehörige in der Beratungsstelle Sucht in Lengerich beraten. Die Beraterinnen und Berater empfehlen grundsätzlich, dass -nach einem Vorgespräch- auch Kinder von Betroffenen an der Beratung teilnehmen. Häufig fühlen sich Kinder mitverantwortlich für den abhängigen Elternteil. In der Beratung können die Kinder Entlastung finden und „Verantwortung“ abgeben. Das Angebot der Beratung von Angehörigen gilt selbstverständlich für alle Menschen, die einem nahestehenden Menschen helfen möchten, unabhängig von Verwandtschaft.

Ein weiterer Weg, Hilfe in Anspruch zu nehmen, stellt der Besuch einer Selbsthilfegruppe dar. In dieser bekommen die Angehörigen die Chance, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die Ähnliches erlebt haben. Die Selbsthilfegruppe kann ebenso von jedem kostenlos und unverbindlich besucht werden, der Interesse hat.

Weitere Informationen über Angebote der Beratungsstelle und über die verschiedenen Selbsthilfegruppen erhalten Sie in unseren Sucht- und Drogenberatungstellen

in Lengerich
Stettinerstr. 25,
05481 / 3054280

und in Gronau
Hörster Straße 5,
02562 / 701110

 

Foto: cottonbro via Pexels
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