Einsamkeit und Sucht
– Ein Rückblick auf die Auswirkungen der Corona Pandemie –
Die Corona-Krise hat uns in den letzten zwei Jahren viel abverlangt: Kontakte wurden reduziert, wir verbrachten mehr Zeit zu Hause und waren häufiger allein. Vor allem Menschen, die in einem Einpersonenhaushalt leben und von zu Hause arbeiten, mussten sich besonders um Kontakt zu Familie, Freund*innen und Kolleg*innen bemühen. Dabei ist der Mensch als soziales Lebewesen auf die Interaktion mit seinen Mitmenschen angewiesen. Nähe und Bindung gelten als zentrale psychische Grundbedürfnisse und unsere Grundbedürfnisse wollen gestillt werden.
Körperliche Bedürfnisse wie Hunger, Durst und Müdigkeit zu stillen, fällt uns meist leichter, als es bei unseren psychischen Bedürfnissen der Fall ist. Dennoch sind diese genauso wichtig. Sind unsere Bedürfnisse erfüllt, erleben wir Gefühle wie Zufriedenheit und Freude – es geht uns gut. Bleiben Bedürfnisse unerfüllt, können unangenehme Gefühle wie Angst, Frustration und Trauer entstehen. Es ist normal, dass nicht all unsere Bedürfnisse zu jeder Zeit erfüllt sein können. Auch solche Phasen der „Nicht-Erfüllung“ sind wichtig, denn sie ermöglichen es uns, uns weiterzuentwickeln. „Bleiben psychische Grundbedürfnisse jedoch über einen längeren Zeitraum unbefriedigt, geht dies mit einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Erkrankungen und auch Suchterkrankungen einher“, beschreibt Alena Große-Honebrink von der Beratungsstelle Sucht in Lengerich.
Laut der Expert*innen der Beratungsstelle haben Suchtmittel wie beispielsweise Alkohol und Cannabis eine dämpfende Wirkung. Dies kann dazu führen, dass nach dem Konsum dieser Substanzen Emotionen weniger intensiv wahrgenommen werden. Gerade dann, wenn „negative“ Emotionen vorherrschend sind, sei dies ein Effekt, der oft als angenehm empfunden wird. Das Gehirn speichert diese Wirkung des Suchtmittels ab. Der missbräuchliche Einsatz von Substanzen begünstigt somit die Entstehung einer Suchtmittelabhängigkeit. Die vermeintlich positive Wirkung ist vorherrschend und verstärkt den Konsum. „Allerdings ist es nicht so, dass „negative“ Emotionen durch den Substanzkonsum wirklich verschwinden, sondern unterdrückt werden und sich somit anhäufen“, so Alena Große-Honebrink weiter. Negative Auswirkungen des Konsums sind laut den Expert*innen der Suchtberatungsstelle oft nicht direkt spürbar, sondern werden häufig im Laufe der Jahre, z.B. durch vermehrte Streitigkeiten in der Familie, Probleme mit dem Arbeitgeber und dem Verlust des Führerscheins, erkannt.
Die Beratungsstelle Sucht der Diakonie WesT warnt vor den Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen der letzte zwei Jahre, der daraus resultierenden Einsamkeit und einem angestiegenen Konsum von Suchtmitteln. Sich bei vermehrtem Suchtmittelkonsum professionelle Unterstützung durch Beratung, Selbsthilfegruppen oder Therapie zu suchen, ist oft hilfreich, um eine Veränderung des Konsumverhaltens zu erzielen. Die Beratungsstelle Sucht In Lengerich ist für persönliche Gespräche geöffnet. Betroffene Personen können über Telefon und Video mit den Berater*innen in Kontakt treten oder ein persönliches Einzelgespräch vereinbaren.
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