22. Februar 2023

Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Beratungsstelle Sucht veranstaltet Lesevormittag im LWL-Jugendheim in Lotte

Lotte. Nach Schätzungen der NACOA (Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.) wachsen in Deutschland rund drei Millionen Kinder und Jugendliche mit suchtkrankten Eltern auf. Das Suchtverhalten der Eltern gefährdet auch die Kinder: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst eine Sucht oder eine andere psychische Krankheit entwickeln, ist um ein Mehrfaches erhöht. Im Rahmen der Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien hat die Beratungsstelle Sucht der Diakonie einen Lesevormittag in der Mutter-Vater-Kind-Einrichtung in Lotte durchgeführt.

Kinder suchtkranker Eltern (Children of Addicts = COAs) sind die größte bekannte Sucht-Risikogruppe. Ihr Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden, ist im Vergleich zu Kindern aus nichtsüchtigen Familien bis zu sechsfach erhöht. Etwa ein Drittel dieser Kinder wird im Erwachsenenalter alkohol-, drogen- oder medikamentenabhängig und / oder entwickelt psychische oder soziale Störungen. Im Rahmen der Aktionswoche möchte die Beratungsstelle Sucht der Diakonie in Lengerich darauf aufmerksam machen, wie wichtig präventive, frühzeitige Maßnahmen und Hilfsangebote für diese Kinder sind. „Wie alle Kinder brauchen sie Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen von Erwachsenen – die sie zu Hause oft nicht bekommen“, erklärt Ulla Voß-Joubert aus der Beratungsstelle in Lengerich. Das LWL Jugendheim im Lotte ist neben der Beratungsstelle ein weiterer Anlaufpunkt für suchtbelastete Mütter, Väter und Familien: Die stationäre Einrichtung bietet psychische Betreuung, Unterstützung und Gemeinschaft.

Viele Mütter und Kinder werden durch das Jugendamt an die Einrichtung vermittelt, einige wagen selber den Schritt. Dabei variiert die Aufenthaltsdauer der oftmals noch jungen Familien zwischen einem halben und einem Jahr. „Im Fokus der Unterstützung steht immer die Förderung des Kindeswohles – aber auch die Mütter und Väter werden als Person unterstützt“, erzählt Nina Flaspöhler, die stellvertretende Teamleitung der Einrichtung. In Kooperation mit dem LWL Jugendheim bietet die Beratungsstelle Sucht monatliche Gruppentreffen in der Einrichtung an. Im gemeinsamen Austausch können die Elternteile lernen, ihre Gefühle und Gedanken zu erkennen und zu benennen und der Sprachlosigkeit entgegenzuwirken. Im Rahmen der Aktionswoche haben die Teilnehmerinnen gemeinsam mit Ulla Voß-Joubert das Buch „Flaschenpost nach irgendwo“ gelesen. In einer anschließenden Gesprächsrunde konnten die Mütter ich und ihre Situation gemeinsam reflektieren. „Sich selbst zu reflektieren, ist besonders am Anfang nicht immer einfach“, berichtet eine Mutter aus der Wohngruppe. Sie möchte anderen Familien jedoch Mut machen: „Man weiß nie, wo die Reise hinführen kann, wenn man es nicht wenigstens versucht!“

Beratungsstelle Sucht

Lengerich
Stettiner Straße 25, 49525 Lengerich
Email: suchtberatung@diakonie-west.de
Telefon: 05481 / 305 42 80

Gronau:
Hörster Straße 5, 48599 Gronau
Email: suchthilfezentrum@diakonie-west.de
Telefon: 02562 / 70 111 0

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