Rheine. Die Frauenberatungsstelle der Diakonie WesT e.V. in Rheine hat einen neuen Standort. Erst vor zwei Wochen sind die vier Beraterinnen in die Räume an der Matthiasstraße 22 umgezogen. Der Standort in dem Gebäude zwischen Bahnhof und ZOB ist auch für Frauen ohne PKW sehr gut erreichbar. Agnes Denkler, Leiterin der Beratungsstelle und ihre Kollegin Stefanie Funke hießen die Mitglieder der SPD-Kreistagfraktion für ein Informationsgespräch willkommen.
Als wichtigstes Ziel der Frauenberatungsstelle beschrieben die beiden Expertinnen das Durchbrechen von Gewaltkreisläufen. Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten seien von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen. Ab 18 Jahren werden Gewaltopfer aus dem ganzen Kreis Steinfurt in Rheine beraten. „Kein Ort ist so unsicher für Frauen und Kinder wie das eigene Zuhause“, sagt Stefanie Funke. Immer gehe es vorrangig um die Sicherheit der Frauen. Im Beratungsgespräch würden Möglichkeiten für die Zukunft ausgelotet, ob sie eine Trennung möchte oder nicht. „Die Frau muss selbst entscheiden, was sie möchte. Wir weisen allerdings darauf hin, dass es auch für Kinder problematisch ist, wenn sie das Leiden der Mutter miterleben. Bei der Entscheidung gegen eine Trennung nehmen wir uns die Zeit, die Situation genau anzuschauen und nach Chancen für ein Durchbrechen der Gewalt zu suchen. Auch die Unterstützung durch die Kinder-Jugendhilfe wird besprochen“, erklärt Stefanie Funke. Für Männer gäbe es u.a. eine Beratungsstelle in Steinfurt-Borghorst, erklärt Agnes Denkler auf Nachfrage.
Hintergrund der gezielten Beratung nach Gewalterlebnissen ist das Gewaltschutzgesetz von 2002. Die Polizei habe die Möglichkeit, Täter für 10 Tage der Wohnung zu verweisen. Diese Zeit kann mit einem Antrag beim Amtsgericht auf bis zu 6 Monate verlängert werden. Ebenfalls kann ein Kontakt- und Annäherungsverbot erwirkt werden. Einige Frauen könnten nicht in ihrer Wohnung bleiben. Es sei wichtig, dass sie an einen sicheren Ort kommen, z.B. ein Frauenhaus. „Leider gibt es auch im Kreis Steinfurt nicht ausreichend Plätze. Deshalb ist jetzt der Bau eines zweiten Frauenhauses geplant“, berichtet Sarah Böhme, Kreistagsabgeordnete aus Rheine.
Um eine gute Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure zu ermöglichen, gibt es seit über 20 Jahren den „Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt“ im Kreis Steinfurt. Zum Schutz besonders gefährdeter Frauen ist vor einiger Zeit eine Arbeitsgruppe „Hochrisikomanagement“ eingerichtet worden. Für die Tätigkeit in dieser AG sind für die Mitarbeiterinnen weitere Kapazitäten erforderlich. „Wir versuchen, nach einer polizeilichen Meldung innerhalb von 3 Tagen eine Beratung durchzuführen. Frauen, die sich selber melden, können innerhalb von 1-3 Wochen einen Termin bekommen. Zwischenzeitlich halten wir telefonisch Kontakt. Aber wir bieten keinen Notdienst an. Wir haben i.d.R. normale Bürozeiten. Um Frauen mit Behinderungen und Frauen mit Migrationsgeschichte besser erreichen zu können, benötigen wir eine weitere Beraterin“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle. Hier ergeht der Appell an die Politik auf allen Ebenen. Ein Rechtsanspruch auf einen Frauenhausplatz, mehr finanzielle Unterstützung für Frauenhäuser und Beratungsstellen. All das würde helfen. Allein im Kreis Steinfurt wurden der Polizei im vergangenen Jahr 787 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet und eine Frau getötet. Mit steigender Tendenz. „Und das sind ja nur die Fälle im Hellfeld“, betont Gundula Grommé, SPD-Kreistagabgeordnete und Vorsitzende des Polizeibeirats im Kreis Steinfurt.
Text und Foto: SPD Rheine