16. November 2022

Depressionen bei Jugendlichen: Familienberatungsstellen im Kreis Steinfurt bieten konkrete Hilfen

DAK-Studie: Depressionen bei Jugendlichen nehmen zu
Familienberatungsstellen im Kreis Steinfurt bieten konkrete Hilfen

Kreis Steinfurt. Laut einer aktuellen DAK-Studie wurden 2021 im Vergleich zu 2019 59 Prozent mehr Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren mit Angststörungen und 25 Prozent mehr mit depressiven Episoden versorgt. Für den Kinder- und Jugendreport wurden Abrechnungsdaten von rund 42.000 jungen Menschen, die bei der DAK versichert sind, untersucht. Janna Trambacz, Erziehungswissenschaftlerin (M.A.) und Mitarbeiterin in der Familienberatung der Diakonie WesT e.V. in Lengerich, gibt einen kurzen Einblick in die Ursachen und Symptomatik einer Depression im Jugendalter und verweist auf verschiedene Hilfsmöglichkeiten im Kreis Steinfurt.

Den einen konkreten Grund oder Auslöser, der zu einer depressiven Verstimmung oder gar einer Depression bei Kindern und Jugendlichen führe, gäbe es laut der Expertin selten: „Es ist eher so, dass es Personen gibt, welche anfälliger für Depressionen sind, als andere.“ Ursachen können vielfältig sein, beispielsweise können Verlusterfahrungen in der Kindheit oder getrennte Eltern begünstigende Faktoren für eine Depression sein. „Oft haben Jugendliche, die traurig sind oder eine getrübte Stimmung haben, das Gefühl, nicht zu wissen, woher dieses Gefühl oder die Stimmung kommt. Häufig können sie diese Gefühle nicht genau einordnen“, so Trambacz weiter. Betroffene würden sich dann häufig fragen „Warum geht es mir eigentlich so? Eigentlich hatte ich doch eine tolle Kindheit, habe tolle Eltern, viele Freunde –  und trotzdem geht es mir so“. Trambacz empfiehlt, gerade bei Kindern und Jugendliche ganz individuell zu hinterfragen, woher die getrübte Stimmung kommt, was diese vielleicht begünstigt und einen Vergleich mit positiven Lebensphasen zu ziehen.

Zahl der Hilfesuchenden steigt in den Wintermonaten zusätzlich

Besonders in den Wintermonaten würden vermehrt Ratsuchende die Beratungsstellen aufsuchen. Wenn die Tage kürzer werden, es draußen schneller dunkel wird, könne dies dazu führen, dass weniger Zeit bleibe, um sich draußen mit Freunden zu treffen. „Das spielt gerade im Jugendalter eine wichtige Rolle“, so Trambacz. Gleichzeitig rücken die Feiertage näher, die für viele Menschen eine große Bedeutung haben. „Wenn einem dann bewusstwird, dass man alleine ist oder dass es in der eigenen Familie nicht so harmonisch ist, wie in anderen Familien, kann das Jugendliche noch zusätzlich belasten.“

Die Depression oder depressive Verstimmung könne sich bei Kindern und Jugendlichen ganz unterschiedlich äußern: Während Jugendliche denen es nicht gut geht, eher viel in ihrem Zimmer seien, wenig Motivation hätten, sich zurückziehen und ihren Selbstwert in Frage stellen, äußern sich Kinder unter Umständen auch aggressiv oder wütend. „Hier wird deutlich, dass es nicht immer einfach ist, eine Depression als Elternteil festzustellen. Für meine Arbeit hier mit den Jugendlichen spielt es grundsätzlich erstmal keine Rolle, ob eine Diagnose vorliegt, weil wir individuell schauen, wie es den Jugendlichen geht und wie wir ihnen am besten helfen können“, erklärt die Expertin der Familienberatungsstelle weiter.

Der Kreis Steinfurt bietet vielfältige Hilfsmöglichkeiten

Trambacz: „Wir empfehlen den Jugendlichen zunächst zu reflektieren, was man an den Tagen, an denen es einem bessergeht, für sich selbst tun kann und diese Dinge dann einfach häufiger zu machen: Sei es mit Freunden treffen oder was Schönes für sich tun, zeichnen, Musik hören. Und wenn man wirklich das Gefühl hat, dass man alleine nicht weiterkommt, dann ist es wichtig sich Hilfe zu holen. Ob bei einer Freundin, den Eltern oder den Geschwistern, einfach bei jemandem, dem man sich anvertrauen kann.“ An dieser Stelle sind auch die Beratungsstellen im Kreis Steinfurt jederzeit ansprechbar. Jugendliche können auch ohne das Wissen ihrer Eltern in die Beratungsstellen kommen, gerne können auch Freunde als Unterstützung mitgebracht werden. Zudem gibt es im Kreis niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, auch hier stehen die Beratungsstellen beratend zur Seite.

Abschließend möchte Janna Trambacz allen Angehörigen und Freunden noch einen Rat mit auf den Weg geben: „Es wichtig für die Betroffenen, Offenheit zu signalisieren, ganz offen zu fragen und auch anzusprechen, dass man das Gefühl habe, es ginge seinem Gegenüber nicht gut. Die Unterstützung durch Angehörige bringt ganz viel Entlastung, da Betroffene häufig das Gefühl haben, dass sie ihren Eltern oder Freunden nicht zur Last fallen wollen. Gerade wenn signalisiert wird, dass es in Ordnung ist und dass man darüber sprechen kann, kann dies zu einer großen Entlastung bei den Betroffenen führen.“

 

Zuständige Beratungsstellen im Kreis Steinfurt:

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Diakonie in Lengerich
Tel: 0 54 81 / 305 42 40

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Diakonie in Steinfurt
Tel: 0 25 51 / 86 37 0

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas in Ibbenbüren
Tel: 0 54 51 / 50 02 53

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas in Rheine
Tel:  0 59 71 / 86 22 61

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas in Emsdetten, Greven
Tel: 0 25 72 / 15 73 9 o. 0 25 71 / 80 09 0

 

Foto: Zhivko Minkov via unplash

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