19. Januar 2025

„Echt mein Recht“: Ledder Werkstätten präsentieren Ausstellung zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Tecklenburg – Ledde. Menschen mit Behinderung sind immer noch deutlich häufiger in ihrer Kindheit und Jugend sowie im Erwachsenenleben von Gewalt betroffen. Das ergab eine Studie des Instituts für empirische Soziologie der Uni Erlangen-Nürnberg, die das Bundesfamilienministerium und das Bundesarbeitsministerium in Auftrag gegeben hatten. Befragt worden waren 2024 über 1000 Erwachsene, die in stationären und ambulanten Betreuungssettings der Behindertenhilfe leben und arbeiten.

Mehr als 60 Prozent der Befragten im stationären Bereich hatten psychische und rund 50 Prozent körperliche Gewalt seit ihrem 16. Lebensjahr erfahren; Frauen mit Behinderung haben deutlich häufiger im Erwachsenenleben sexualisierte Gewalt und Belästigung erlebt. Wirksame Maßnahmen zum Abbau von Gewalt in Einrichtungen sind laut Studie dringend erforderlich.

Seit 2023 haben die Ledder Werkstätten ihr Gewaltschutzkonzept (GSK) „Unser Schutzschirm gegen Gewalt“, das natürlich auch sexualisierte Gewalt thematisiert. Das GSK wurde in allen Vertretungsgremien der Menschen mit Behinderung kommuniziert und auf der Webseite verlinkt. In diesem Teil des Konzeptes geht es um die Stärkung des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt. Die Studie ergab nämlich, dass Sexualität in vielen Werkstätten noch immer ein Tabuthema ist. Oft fehle es an Wissen, Aufklärung und Sensibilisierung, wodurch ein Risiko für sexualisierte Gewalt bestehe.

An dieser Stelle möchten die Ledder Werkstätten mit der Ausstellung „Echt mein Recht“ ansetzen, die vom 5. bis 28. März in der Therapiehalle (Ledder Dorfstraße 65) läuft. Die interaktive Wanderausstellung bietet sechs Stationen zu den Themen Meine Rechte, Gefühle, Arbeit, Wohnen, Liebe und Partnerschaft sowie Beratungsangeboten an. Beratung bietet auch unsere Frauenberatungsstelle in Rheine an, die ihre Arbeit im Rahmen der offiziellen Eröffnung am 4. März vorstellen wird.

Hinter der Ausstellung steckt das Institut für Gewaltprävention „Petze“ aus Kiel. Zu sehen sein werden Stelltafeln in Einfacher Sprache sowie viel Bild- und Audio-Material, das gemeinsam mit Menschen mit Behinderung entwickelt und von der „Aktion Mensch“ gefördert wurde.

Das Besondere an „Echt mein Recht“: Die Ledder Werkstätten stellen nicht bloß den Ort, sondern sind auch direkt beteiligt. Insgesamt 28 Beschäftigte, Nutzer:innen sowie Mitarbeitende bilden sie zu Ausstellungsbegleiter:innen aus. Während der Ausstellungszeiten bilden sie Tandems oder Dreier-Teams (jeweils immer mit mindestens einem Mitarbeitenden) und sind Ansprechpartner:innen. Sie begrüßen Besucher:innen, informieren zur Ausstellung und beantworten Fragen. Inzwischen haben zwei interne Vorbereitungs- und Kennenlerntreffen für sie stattgefunden. Vor der offiziellen Eröffnung am 4. März sind die „Petze“-Mitarbeiter vor Ort und schulen nochmals.

„Echt mein Recht“ richtet sich in erster Linie an Menschen mit Behinderung (ab 16 Jahre), Angehörige, rechtliche Betreuer:innen und unsere Fachkräfte. Aber natürlich sind auch alle anderen Interessierten eingeladen, etwa Schüler:innen der Abschlussklassen von Förderschulen, angehende Heilerziehungspfleger:innen oder Sozialparbeiter:innen sowie Nutzer:innen oder Mitarbeitende anderer Einrichtungen. Wichtig ist, dass der Besuch der Ausstellung freiwillig erfolgt und vorher über deren Inhalt informiert wird. Dazu findet man auf der Webseite von „Petze“ Infomaterial. Eintritt wird nicht erhoben, doch wäre eine kleine Spende zur Finanzierung des Projekts hilfreich.

Realisiert werden kann „Echt mein Recht“ auch dank Unterstützung unseres Fördervereins „Wohnen, Arbeiten, Leben“, der einen Teil der Kosten trägt.  Anmelden zur Ausstellung kann man sich zum Wunschtermin hier.

Ansprechpartnerin für „Echt mein Recht“ und das Thema Gewaltschutz ist Dr. Rebecca Dölling-Künnen (Referentin für Organisationsentwicklung, r.doelling-kuennen@ledderwerkstaetten.de, 05482-72302), im Bild mit den Ausstellungsbegleiterinnen Bianka Holtmann und Sylvia Bühner (von links).

Text & Foto: Jörg Birgoleit, Ledder Werkstätten

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