19. November 2025

Eröffnung Frauenhaus Rheine am 14.11.2025

Ein Ort der Sicherheit: Diakonie WesT eröffnet neues Frauenhaus in Rheine

„Natürlich – ein Frauenhaus zu brauchen, ist kein Grund zur Freude. Aber eines eröffnen zu dürfen, das ist es sehr wohl.“ Mit diesen Worten eröffnete Stefan Zimmermann, Vorstand der Diakonie WesT, die offizielle Feier zur Einweihung des neuen Frauenhauses in Rheine am 14. November 2025. Auch wenn die Veranstaltung keineswegs am neuen Standort selbst stattfinden konnte – aus Sicherheitsgründen bleibt dieser weiterhin geheim –, war die Stimmung im Begegnungszentrum Mitte 51 geprägt von Dankbarkeit, Erleichterung und großem gesellschaftlichen Ernst.

Ein notwendiger Schutzraum

Die Zahlen, die an diesem Nachmittag mehrfach genannt wurden, sprechen eine eindeutige Sprache: Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal im Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Und jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Auch im Kreis Steinfurt zeigt die Entwicklung ein bedrückendes Bild: Die Kreispolizei registrierte für das Jahr 2024 insgesamt 882 Fälle häuslicher Gewalt. Seit 2020 steigen die Fallzahlen kontinuierlich an.

Frauenhäuser sind in dieser Realität lebenswichtige Schutzräume. Seit 1987 bietet das Frauenhaus Rheine gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern einen Zufluchtsort und war seit seiner Gründung an keinem einzigen Tag leer. Unabhängig von Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Aufenthaltsstatus oder Alter finden Frauen hier rund um die Uhr Sicherheit und Unterstützung.

Das alte Haus: Enge, Hürden und fehlende Barrierefreiheit

So wertvoll die Arbeit des bisherigen Frauenhauses ist, so deutlich traten in den vergangenen Jahren die strukturellen Grenzen des alten Gebäudes zutage. Das 1912 errichtete Haus war über Jahrzehnte mehrfach saniert worden, doch es blieb eng, verwinkelt und längst nicht mehr zeitgemäß. Für bis zu 19 Bewohnerinnen und Kinder standen lediglich zwei Badezimmer zur Verfügung. Beratungsräume fehlten, Büros waren zu klein, Gruppenangebote mussten mangels Platz häufig ausfallen. Vor allem aber: Das Gebäude war weder barrierefrei noch für Frauen mit Kinderwagen einfach zugänglich. Auch ein Garten existierte nur in Ansätzen – ein Innenhof statt eines geschützten Außenbereichs. Die Corona-Pandemie machte die räumlichen Defizite noch deutlicher.

Ein Neubau, der Vertrauen schafft

Nach fünf Jahren intensiver Suche, Planung und Bau entstand für 3,5 Millionen Euro ein Neubau, der die Arbeit des Frauenhauses grundlegend verbessert und dessen genaue Lage bewusst geheim bleibt. Superintendentin Susanne Falke brachte es bei der Feier auf den Punkt: „Dass wir dieses Haus nicht öffentlich einweihen können, zeigt seine Besonderheit: Es ist ein Schutzraum.“

Der Neubau bietet Platz für bis zu 9 Frauen und 18 Kinder. Jede Frau bewohnt künftig ein eigenes kleines Apartment mit eigenem Badezimmer. Ein enormer Fortschritt in Sachen Privatsphäre. Gemeinschaftsküchen, offene Wohnbereiche und erstmals ein großzügiger Garten mit Terrasse, Spiel- und Erholungsmöglichkeiten schaffen Lebensqualität und Raum für Stabilität.

Ein besonderes Element ist das sogenannte Clearing Appartement: Ein Apartment mit eigenem Zugang von außen, das als Notaufnahme dient. Es ermöglicht unabhängige Ersteinschätzungen und erleichtert die Zusammenarbeit mit der Polizei. Ein echter Gewinn für die Sicherheit und die Abläufe im Krisenfall, bestätigt auch Leitung Sonja Havers.

Zudem wurde das gesamte Haus barrierefrei geplant: Ein ebenerdiger Eingang sowie ein Aufzug sorgen dafür, dass künftig auch Frauen mit körperlichen Einschränkungen unkompliziert Schutz finden.

Ein starkes gesellschaftliches Signal

NRW-Familienministerin Josefine Paul würdigte in ihrer Ansprache die besondere Bedeutung des neuen Hauses. Sie erinnerte daran, dass Gewalt gegen Frauen keine Randerscheinung, sondern bittere Realität sei. „Wir tragen als Gesellschaft die Verantwortung, dass die Scham die Seite wechselt“, sagte sie.

Rheine verfügt nun über ein modernes, zukunftsweisendes Frauenhaus für den gesamten Kreis Steinfurt und darüber hinaus. Dass der Umzug im September wie geplant stattfinden konnte, ist vielen helfenden Händen, schnellen Entscheidungen und einer außergewöhnlichen Kooperationsbereitschaft in allen Bau- und Projektphasen zu verdanken. Ein Dank, den Stefan Zimmermann am Ende des Festakts mit Nachdruck formulierte.

Ein Haus, das Hoffnung schenkt

Das neue Frauenhaus ist weit mehr als ein Gebäude. Es ist ein Versprechen: Frauen und Kinder, die vor Gewalt fliehen, finden hier Schutz, Ruhe, Stabilität und die Chance auf einen Neuanfang. Ein Ort, der nicht gefeiert wird, weil es ihn geben muss, sondern weil er gebraucht wird. Und weil er nun besser denn je das leisten kann, was sein Auftrag ist: Leben schützen.

Kontakt:
Frauenhaus Rheine
0 59 71 / 127 93 -24 Stunden erreichbar- 
frauenhaus@diakonie-west.de

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