„Hinter jeder Suchterkrankung steht eine Geschichte“
Gronau. Die Sucht- und Drogenberatungsstelle in Gronau beteiligt sich am internationalen Aktionstag für verstorbene Drogengebrauchende. Anlässlich des Gedenktages möchten sich die Beraterinnen für eine Entstigmatisierung von Suchterkrankten einsetzen. In Gedenken an die verstorbenen Drogengebrauchenden zünden die Mitarbeiterinnen anlässlich des Aktionstages Kerzen auf den Gräbern von verstorbenen Drogenbrauchenden in Gronau und Umgebung an.
Die Mitarbeiterinnen der Sucht- und Drogenberatungsstelle sind sich einig: Noch immer werden Menschen mit Suchterkrankungen und Drogengebrauchende stigmatisiert, ausgegrenzt und ignoriert. Im Rahmen des deutschlandweiten Aktionstages wollen die Expertinnen der Beratungsstelle Betroffenen eine Stimme geben und Ihnen Mut zusprechen. „Obwohl Suchterkrankungen immer häufiger werden und alle sozialen Milieus betreffen, gelten Suchterkrankte immer noch als Randgruppe und werden oftmals stigmatisiert“, so Juliane Rulle, Sozialpädagogin und systemische Therapeutin aus der Beratungsstelle in Gronau. „Dabei kann jeder Mensch in eine Notlage geraten“. Unter den suchterkrankten Personen befänden sich viele traumatisierte Personen; die Flucht in den Rausch könne dabei eine Bewältigungsstrategie sein, mit dem Erlebten umzugehen.
Eine Entstigmatisierung bedeute laut der Expertinnen jedoch nicht, Probleme im Zusammenhang mit Suchterkrankungen herunterzuspielen, sondern adäquate Lösungen für die Probleme zu finden und verfügbar zu machen. Nicht Abwertung und Ausgrenzung, sondern Wertschätzung und Befähigung, also Empowerment, sollten im Zentrum von Prävention, Behandlung, Rehabilitation sowie dem alltäglichen Umgang mit Suchterkrankungen stehen. Zu einem entstigmatisierten Umgang mit Suchterkrankungen gehören unter anderem eine wertschätzende, vorurteilsfreie Begegnung sowie ein niederschwelliges, wohnortnahes Hilfesystem. Diese Hilfe finden Betroffene und ihre Angehörigen bei der Diakonie WesT e.V. in Gronau
Ein Klient berichtet: „Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht; man will nicht verurteilt werden. In der Beratungsstelle habe ich mich zum ersten Mal verstanden gefühlt.“ Dabei sei es dem Team der Sucht- und Drogenberatungsstelle besonders wichtig, „einen Blick hinter die Kulissen“ zu werfen und sich zu fragen: „Welche Bedürfnisse werden bei dieser Person nicht befriedigt?“ „Warum nimmt die Person Drogen?“ „Welche Sorgen, Nöte und Ängste bringt die Person mit?“ In der Beratungsstelle in Gronau ist jede/r willkommen. Das Team bietet umfassende Beratung, suchttherapeutische Begleitung, psychosoziale Begleitung Substituierter und und vermittelt auf Wunsch in weitere ambulante und stationäre Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten. Ein alternativer Zugang ist über die telefonische Sprechstunde dienstags von 16:30-17:30 und donnerstags von 11:30-12:30 oder per Online-Beratung möglich.
Kontakt:
Sucht- und Drogenberatung im BiZ (Beratung im Zentrum)
Hörster Straße 5, 48599 Gronau
Email: suchthilfezentrum@diakonie-west.de
Tel: 0 25 62 / 70 111 0